Sulawesi 1 - Luwu Timur

Nach den Mid-Term Exams hatten wir eineinhalb Wochen Ferien. Natürlich wollten wir alle diese Zeit nutzen um etwas mehr von Indonesien zu erleben.  Als sich dann recht spontan die Möglichkeit ergeben hat, an einer Studienreise teilzunehmen, habe ich ohne viel zögern zugesagt. Die Reise sollte nach Sulawesi, genauer in die touristisch nicht erschlossene Region Luwu Timur gehen.  Also machten wir uns mit einer Gruppe von 20 internationalen Studierenden und drei balinesischen Lehrenden auf den Weg. Niemand wusste so wirklich, was eigentlich Sinn und Zweck der Reise war. Wir wussten nur, dass es darum ging einen Erfahrungsbericht darüber zu schreiben und dass die gesamte Fahrt für uns vorgeplant war. Doch die Möglichkeit, jenseits der ausgetretenen Pfade zu wandeln, war mehr als verlockend.

 

Unser Abenteuer begann direkt am Flughafen in Makassar in der so unspektakulären wie unbequemen Variante einer etwa 15-stündigen Busfahrt auf schlecht ausgebauten Straßen in einem stark beengten Bus ohne Federung. Und so konkurrierte für den ersten Tag der Reise die Bewunderung des Ausblicks mit der mit zunehmender Müdigkeit steigenden Frustration über die schmerzhafte Fortbewegungsart.  Nach einer nur zweistündigen Schlafpause in einem doch recht spartanischen Hüttendorf ging es am nächsten Morgen weiter.

 

Wie wir im Laufe dieses Tages erfahren sollten, war unsere Reise weitaus offizieller als uns bewusst gewesen war. Tatsächlich war es der Plan der Regionalregierung, den Tourismus in Luwu Timur auszubauen und wir waren auf offizielle Einladung quasi als Tester und Vorhut der zukünftigen Besucher von eben dieser Regierung selbst eingeladen worden. Und unser zweiter Tag auf Sulawesi, der ja der erste in Luwu war, war aus diesem Grund für den offiziellen Teil des Ganzen reserviert worden. Ein Indikator kann hierfür sicherlich die Tatsache sein, dass wir den ganzen Tag von einem Fernsehteam begleitet wurden, von dem ich mich zum Glück aber recht gut fernhalten konnte.

 

Ein anderes Indiz war das Frühstück in der Residenz des Gouverneurs, bei welchem die gesamte amtierende Regionalregierung anwesend war. Weder dies noch die Omnipräsenz uniformierter Militärs sorgte für eine entspannte Stimmung. Und während das gönnerhafte Angebot des Gouverneurs einmal in seiner Limousine sitzen zu dürfen, den ein oder anderen offenbar begeisterte, war mir das Gehabe mehr als unangenehm. Leider wurde das auch nicht besser als wir die Anlage mit Militärbegleitung verließen. Unser ohnehin schon auffällige Reisebus hatte nun also eine Eskorte, die ihn wohl nicht dezenter machte. Wir wurden  zum Wrack eines japanischen Kriegsschiffes zur Besichtigung gebracht und hatten dabei die erste Begegnung mit etwas, das in den nächsten Tagen allgegenwärtig werden sollte. Unsere bloße Anwesenheit führte nämlich dazu, dass die Menschen der benachbarten Häuser auf die Straße kamen, uns fotografierten und die Hände schütteln wollten – sie hatten noch nie weiße Menschen gesehen.

 

Als nächstes Stand die Fahrt zu einer kleinen, unbewohnten Insel vor der Küste Sulawesis auf dem Plan. Und Überraschung: wir hatten die Ehre, von der indonesischen Navy dorthin gebracht zu werden. Ich war nicht die einzige, die auf diese Eröffnung eher verhalten reagierte. Und so wurden wir von einer Gruppe Menschen in Uniform auf Schnellbooten zu einer einsamen Insel gefahren.

 

Tatsächlich ist diese Insel ein beeindruckender Ort gewesen. Zwar waren einige über den Strand enttäuscht der „nur“ ein normaler Südseestrand war, ich fand jedoch allein das Wissen faszinierend, die einzigen Menschen dort zu sein. Hinzu kam, dass eben diese Abgeschiedenheit  ja auch sichtbar war. Wir konnten dort Schwimmen, die Insel erkunden und am Strand zu Mittag essen. Ein wirklich wunderschöner Ort, wenn ich auch sagen muss, ich wäre wohl deutlich entspannter gewesen, hätte mich nicht eine Horde Männer in Uniform und eine Fernsehkamera beim Schwimmen beobachtet.

 

Zurück auf Sulawesi waren wir Ehrengäste bei einem Karateturnier, das der Gouverneur eröffnete. Leider mussten auch wir nach der Eröffnung gehen, doch die vorgeführten Kata und ein Auftritt von wirklich tollen Trommlern war den Besuch mehr als Wert. Zuletzt durften wir noch mit Drachenbooten rudern. Diese Aktivität ließ ich jedoch auch und das lag nicht einmal an den Krokodilen im Fluss sondern daran, dass nach zwei mehr als anstrengenden Tagen und einer schlaflosen Nacht, mein Kreislauf mir noch eine Bootsfahrt wohl nicht gedankt hätte. An Land zu bleiben, hatte den irritierenden Nebeneffekt, zum Fotomotiv für die zusehenden Anwohner zu mutieren. Nach einer weiteren Busfahrt erreichten wir dann ein tatsächlich sehr komfortables Hotel indem wir sogar fast eine volle Nacht schlafen konnten.