Nusa Penida

Anfang Oktober verbrachte ich ein Wochenende mit einer Kommilitonin auf Nusa Penida, einer kleinen Insel vor der Küste Balis. Von all den Inseln um Bali und Lombok, steht Penida in dem Ruf noch am wenigsten touristisch erschlossen zu sein und daher an das Bali der 80er Jahre zu erinnern, also bevor hier der Massentourismus voll zuschlug.

 

Und tatsächlich scheint hier einfach noch mehr Platz zu sein. Infrastrukturell bedeutet dies, dass es  exakt zwei asphaltierte Straßen gibt, eine Küstenstraße, die sich um die gesamte Nordhälfte der Insel zieht und eine Serpentinenstraße durch die Bergregion im Inneren der Insel.  Die übrigen Wege sind wohl am besten als von Schlaglöchern durchzogene, zum Teil gewagt steile Schotterpisten zu beschreiben.  Entsprechend gewagt ist das Vorankommen. Belohnt wird man dafür mit wunderschönen Stränden und beeindruckenden Ausblicken. Beides kann man zwar in ähnlicher Form auch auf Bali erleben, doch begegnet man hier tatsächlich verhältnismäßig wenig anderen Touristen.

 

Gleichzeitig ist schon jetzt offensichtlich, dass das nicht mehr allzu lange so bleiben wird. Die Straßenqualität wird beständig ausgebaut und so werden viele der bisher noch abenteuerlichen Strecken in naher Zukunft bequem zu erreichen sein, was sicherlich enorme Auswirkungen auf die Besucherzahlen haben wird.

 

Dieser Entwicklung wird auch jetzt schon erwartungsvoll entgegengebaut. Überall entlang der Straßen und Strände wird gebaut. Während es sich bei den meisten Gebäuden wohl um Ferienhäuser handelt sind auch Großbaustellen zu finden, wo ganz eindeutig Resorts und abgeschlossene Ferienkomplexe entstehen, die das Bild der Insel entscheidend verändern werden. 

 

Dementsprechend wird sich Nusa Penida in wenigen Jahren wohl kaum noch von Bali unterscheiden, es bleibt abzuwarten, wie sich das auf eine Insel auswirken wird, die nicht die Größe und Abwechslung von Bali bieten kann. Meine Vermutung wäre, dass das zu einer  Mischung aus Tages- und Wochenendtouristen, wie sie jetzt schon gängig sind, führen wird und solchen, die einen reinen Strandurlaub erleben wollen. Ich hoffe sehr, dass diese Art des Tourismus dabei nicht allzu sehr zu Lasten der Einwohner gehen wird.

 

Abschließend noch ein Kommentar zu einem, meiner Meinung nach, wirklich außergewöhnlich beeindruckenden Ort auf Nusa Penida. An der Ostküste befindet sich Pua Goa Giri Putri, ein hinduistischer Tempel, der sich im Inneren einer Höhle befindet. Man betritt den Tempel, indem man zunächst eine Treppe hinauf steigt. Oben wird man von Priestern empfangen, die einen mit geweihtem Wasser besprenkeln.  Dann steigt man durch ein  Loch im Boden und einen schmalen Gang, den man auf allen Vieren entlang krabbeln muss in den Tempel hinab. So wird gewährleistet, dass man im auf Knien vor die Götter tritt. Die Höhle selbst ist eine wirklich große Tropfsteinhöhle voller Fledermäuse, die Luftfeuchtigkeit ist hoch genug, dass sich Nebel bildet. Man hat durch die Höhle eine Weg verlegt, der von matten Lampen beleuchtet wird. Rechts und links des Weges befinden sich verschiedene Altare und Plätze für Gebete und Meditation. Geräusche sind stark gedämpft, sodass man von einer merkwürdig greifbaren Ruhe umgeben wird, die hauptsächlich von dem hohen Klingen von Gebetsglocken durchbrochen wird. Wir jedenfalls wurden von der wirklich beeindruckenden Atmosphäre des Ortes vollkommen gefangen genommen.  Die Erfahrung war wirklich einzigartig und ein Teil von mir, hätte sich gerne für den Rest des Tages an den Rand des Weges gesetzt und wäre einfach dort geblieben um diese entspannte Ruhe noch ein bisschen mehr zu genießen.