Uni auf Indonesisch

Nachdem die Zeit in den letzten Wochen dank einem Überfluss an Eindrücken wirklich verflogen sind, melde ich mich hier mit einigen Updates zurück und würde gerne ein paar Worte zur Uni in Indonesien sagen.

 

 

Ich belege hier neben Sprachkursen auch Kurse in die in die Bereiche Ethnologie, Kulturwissenschaft und Internationale Beziehungen fallen. Alle Kurse werden auf Englisch unterrichtet und finden wöchentlich statt.

 

Es ist sicher kein Geheimnis, dass die große Mehrheit der Studierenden, die sich für ein Semester auf Bali entscheiden, dies nicht wegen der Uni tut. Tatsächlich scheinen internationale Partnerschaften an indonesischen Universitäten noch immer die Ausnahme zu sein, was sicher nicht zuletzt damit zu tun hat, dass die eigenen Studierenden wohl nur in Ausnahmefällen ein solches Programm nutzen könnten, es also immer eine einseitige Sache wäre. Auch sind die Kurse hier alle in Indonesisch, was leider gemeinsame Veranstaltungen mit den indonesischen Studierenden verhindert. Wir Internationals bleiben also gezwungenermaßen unter uns.

 

Zudem gelten sowohl die Prüfungen als auch das generelle Unterrichtsniveau als deutlich anspruchsloser, als es in Europa der Fall ist. Mein Eindruck hierzu ist, dass es, wie überall, stark von den jeweiligen Lehrenden abhängig ist. Zwar würde ich es durchaus so empfinden, dass meine Kurse hier weniger anspruchsvoll sind, als die, die ich in Deutschland zuletzt belegt hatte. Jedoch würde ich das vielleicht eher auf die Tatsache schieben, dass wir eine interdisziplinäre Gruppe sind und ich also die behandelten schon kenne, während viele meiner Kommiliton*innen eher wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge studieren und daher in diesen Kursen fachfremd sitzen.

 

Schade ist tatsächlich das insgesamt eher mittelmäßige Englischniveau der Lehrenden, dass in einzelnen Fällen dazu führt, dass es schon zur Herausforderung wird, deren Ausführungen zu folgen. Didaktisch ist hingegen eine enorme Spannbreite, von monotonen Vorlesungen bis zu interaktiven Seminaren, zu beobachten.

 

Ich kämpfe hingegen etwas mit den strengen Hierarchien, in denen ich mich plötzlich wieder wie eine Mittelstufenschülerin behandelt fühle obwohl es auch hier rühmliche Ausnahmen von der Regel gibt. Im Allgemeinen ist es jedoch so, dass die bevorzugte Form des Denkens das Auswendiglernen scheint und ich mich selten in der Lage sehe, kritisch nachzufragen.

 

Insofern sind es oft eher die kleinen Irritationsmomente, die nebenher geschehen, die die Veranstaltungen spannend machen und zeigen, warum es sich lohnt, einmal in einem anderen Umfeld zu lernen.

 

 

Das kann eher amüsant-verwirrend sein, wie in dem Moment, in dem unsere Dekanin uns erzählte, dass sie von uns erwartet, seriös und ehrenhaft zu sein und deswegen nach 10 Uhr abends nicht mehr aus dem Haus zu gehen. Ich muss zugeben, ich war wirklich verblüfft, dass die gute Frau eine solche Aussage vor einer Gruppe Studierender tätigte, die ganz offensichtlich planten, regelmäßig feiern zu gehen. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob sie gutgläubig genug war, um wirklich an ein Resultat ihres Gebots zu glauben.

 

Deutlich positiver war hingegen die Indonesischstunde, in der wir lernten, Auren zu sehen. Unser Lehrer, der abends als traditioneller Heiler arbeitet, stellte sich im 90° Winkel zum Fenster vor eine Wand, bat uns, ganz entspannt zu sitzen, die Zunge gegen die obere Mundhöhle zu drücken und die Luft kurz über seinem Kopf zu betrachten. Und tatsächlich konnten viele von uns eine Lichtbrechung als kleinen Regenbogen über seinem Kopf sehen und einen leichten hellen Schein um seinen Körper herum.  Durch ein dem Karma zuträglichen verhalten soll sich die Aura dann auch ausdehnen können. Beobachten konnte ich das jedoch leider nicht.

 

Solche Lektionen zum Karma sind jedoch nicht ungewöhnlich und begegnen einem überall. Etwa in Form des Taxifahrers, der mir gestern auf unterwegs den Sinn von Vergebung für das eigene Karma erklärte und mich vor den bösen Geistern warnte, die sonst eventuell meine Seele stehlen könnten.

 

Um jedoch auf die Uni zurück zu kommen: auch dort sind überall Opfergaben und kleine Hausaltare zu finden. Der Religion kann man hier schlicht nicht entgehen. Da ich mich jedoch selbstverständlich bemühe gutes Karma anzuhäufen, sollte mir das wohl keine Sorgen machen.

 

 

Schlussendlich muss ich dann doch sagen, dass mich die Uni hier enttäuscht. Nicht weil sie so schlecht wäre, ich würde sagen, sie ist ok. Sondern weil ich mir so viel mehr erhofft habe und ständig sehe, wie viel Potenzial vorhanden wäre. Ich würde so gerne so viel mehr lernen und es ist schade, diese Möglichkeit ungenutzt verstreichen zu sehen. Stattdessen werde ich wohl weiterhin auf andere Quellen verlassen müssen.